Röhren-Messadapter

In unserer Radiopraxis stellt sich oftmals die Aufgabe, an einem (eventuell zerlegten) Gerät „auf die Schnelle“ mal ein paar Anoden- oder Gitterspannungen kontrollieren zu müssen.

Abgesehen von der Herausforderung, die Unterseite eines ausgebauten Chassis in eine vernünftige Arbeitsposition zu bringen, geht es dort meistens auch recht unübersichtlich zu. Und wenn wir im laufenden Betrieb messen wollen, muss das Radio eingeschaltet sein – dabei treten teilweise Spannungen in lebensgefährlicher Höhe auf. Mit einem Röhren-Messadapter oder Messsockel lassen sich die wesentlichen Messpunkte problemlos auf die Oberseite des Chassis holen.

Da industriell gefertigte Messsockel kaum noch zu finden sind und dementsprechend auf dem Gebrauchtmarkt stattliche Preise erzielen, habe ich mich entschlossen, einen solchen Messadapter selbst zu bauen.

Das benötigte Material findet sich mit etwas Glück in der Bastelkiste oder lässt sich zumindest problemlos beschaffen. Für die Steckerseite habe ich einen Noval-Stecker zerlegt, ansonsten wird noch ein Noval-Sockel, eine Distanzhülse (hier bietet sich ein Röhrchen mit 4 mm-Innengewinde an), zwei M4-Schrauben mit möglichst flachen Köpfen und ein paar Kabelreste benötigt. Zur Isolation habe ich ein Plexiglasröhrchen mit 25 mm Außendurchmesser, aus dem die neun Anschlusspunkte oben herausgefräst sind, mit 2-K-Epoxidkleber angebracht.

Zum Messen wird bei ausgeschaltetem Gerät der Adapter in den Röhrensockel und die Röhre in den Adapter gesteckt und das Radio anschließend eingeschaltet. Aufpassen muss man, dass die geringfügig überstehenden Kontakte nicht an den Metallgehäusen von Elkos oder Abschirmbechern anliegen und dort Kurzschlüsse verursachen. Die zweite Hand gehört beim Messen selbstverständlich in die Hosentasche.

Ein Nachteil darf dabei nicht verschwiegen werden: Im „Innenleben“ einer Röhre treten bestimmte Kapazitäten zwischen der Kathode, den einzelnen Gittern und der Anode auf. Bedingt durch die Leitungsführung des Adapters kommen nun zusätzliche Kapazitäten ins System (2…3 pF zwischen zwei benachbarten Leitungen, bei gegenüberliegenden Leitungen immerhin noch 1 pF), die grundsätzlich geeignet sein können, das Schwingverhalten eines Oszillators zu verändern oder den Arbeitspunkt einer Röhre zu verschieben. Für Präzisionsmessungen ist dieses Teil also definitiv nicht geeignet. Aber für eine schnelle erste Röhrenprüfung möchte ich es in der Praxis nicht mehr missen.